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Studium als Basis

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Erleuchtung kommt nicht so einfach daher, sie kommt auch nicht plötzlich aus heiterem Himmel, sondern sie ist erlangt durch die progressive Serie von Verwirklichungen, die im Lam-Rim, dem Stufenweg der Erleuchtung, aufgezeigt sind.

Verwirklichungen kommen durch Meditation über die Themen, die im Lam-Rim vorkommen, aber der Geist muss vorbereitet werden durch Gebete, Reinigung und eine große Ansammlung von Verdiensten. Ohne diese Hilfsmittel kann unsere Meditation keine Früchte tragen, die Meditationen werden so trocken wie Samen, die man auf die Straße wirft.

Wenn wir diese Tatsachen im Auge behalten, wenden wir uns den Wurzeln der Verwirklichung zu, nämlich den Meditationen auf dem Pfad.

Sakya Pandita sagte, dass Meditation ohne Studium so ist als würde jemand einen Berg erklimmen wollen ohne Hände. Andererseits sagte Naropa: auch wenn man die Worte kennt, kennt man dann auch deren Bedeutung?

Was bedeutet all dies? Studium ist notwendig für beständigen, logischen Fortschritt auf dem Pfad der spirituellen Entwicklung bis zur Buddhaschaft. Allerdings besteht die konkrete Gefahr der Verhaftung an das intellektuelle Wissen - nämlich dann, wenn wir intellektuelles Wissen nicht dafür benützen, wofür es gedacht ist: zur Überwindung und Transformation des Geistes.

Studium ist der erste Schritt auf dem Pfad zur Erleuchtung, einem Pfad, der dazu führt Unwissenheit zu zerstören und Weisheit zu entwickeln. Es gibt drei Ebenen der Weisheit. Die erste Ebene erlangt man durch das Hören, aber auch durch Lesen, denn dadurch kann man Neues erfahren und das zerstört einen gewissen Teil der Unwissenheit.

Die nächste Ebene der Weisheit erlangt man durch Kontemplation - das heisst, dass man das Wissen das man gehört hat, einer genauen Prüfung unterzieht. Man analysiert und prüft ob das Gehörte wichtig ist, ob man es selbst gebrauchen kann, ob es innerlich übereinstimmt und vor allem ob es mit den eigenen Erfarhungen im Einklang ist. Der Buddha selbst hat immer darauf angewiesen, dass man seine Worte nicht einfach unbesehen annehmen sollte, sondern sie vorsichtig prüft und erst dann, wenn man von der Wahrheit der Worte überzeugt ist, sollte man sie in die Praxis umsetzen.

Wenn man also überzeugt ist, dass das was man gehört hat, richtig ist, dann bewegen wir uns auf die dritte Ebene zu - der Weisheit, die durch Meditation entsteht.

Mediation ist der Vorgang, durch den der Geist durch und durch mit dem Objekt der Betrachtung bekannt gemacht wird. Man spricht von zwei Arten der Meditation: die analytische und stabiliesierende Meditation.

Analytische Meditation führt zur Verwirklichung der zweiten Ebene der Weisheit. Stabiliesierende Meditation wird durchgeführt um einsgerichtete Konzentration zu entwickeln. Stabilisierende Meditation ist notwendig um die intellektuelle Erfassung der Wahrheit eines Themas in eine Verwirklichung umzuwandeln.

Wenn wir zum Beispiel an der Leerheit meditieren, analysieren wir zuerst die Tatsache der völligen Abwesenheit von Selbstexistenz eines Gegenstandes. Sobald man völlig davon überzeugt ist, richtet man seine Einsgerichtheit auf diese Leerheit von Selbstexistenz so lange wie möglich, so dass dieses Verständnis vollständig untrennbar im Geist verankert wird.

Wenn die Konzentration auf die Leerheit schwächelt oder schwindet, analysiert man wieder bis zu dem Punkt an dem die Einsgerichtheit wieder aufgenommen werden kann, und dieser Vorgang wird solange wiederholt bis man eine nicht-konzepthafte Verwirklichung der Leerheit erreicht hat und sogar darüber hinaus bis zur vollständigen Erlangung und Erleuchtung.

Alle Wahrheiten auf dem Stufenweg - Kostbare Menschliche Geburt, Vergänglichkeit und Tod, Karma, Zuflucht, Samsara und Leid, Abhängiges Entstehen, Bodhicitta, Einsgerichtete Konzentration usw. - werden durch solch eine Methode erreicht, d. h. zuerst analytische und dann stabilisierende Meditation auf der Basis von ausführlichen Gebeten, Reinigung und der Ansammlung von Verdiensten.